„Wo man singt da lass dich nieder,
böse Menschen haben keine Lieder“
Dieses Zitat wird Johann Gottfried Seume zugeordnet, als Abwandlung einer Strophe seines Gedichtes „Die Gesänge“ von 1804.
Man darf sicher davon ausgehen, dass die Gründer vom Jodlerklub Olten von diesen oder ähnlichen Gedanken beseelt waren,
als sie am 27. November 1918 - also ziemlich genau am Ende des Ersten Weltkrieges - im Hinterstübli vom Restaurant Lindenbaum in Olten den Jodlerklub Olten gründeten. Es waren dies die 9
Gründungsmitglieder:
Hans Baltisberger Adolf Kupper
Julius Baumann Oskar Nussbaumer Adolf Hofer Alfred Ryser
Fritz Hofer Anton von
Arx Werner Hofer
Zum ersten Präsidenten wählte die kleine Schar einen der Initianten, nämlich Werner Hofer.
Julius Baumann übernahm nebst dem Amt als Kassier auch den verantwortungsvollen Posten als Gesangsleiter. Geprobt wurde im Säli vom Restaurant Lindenbaum in Olten. Fast alle Gründer waren Mitglieder des Turnvereins Olten, darum ersuchte der damalige Präsident des Turnvereins, den Klub „Jodlerquartett des T.V.O“ zu nennen. Die Gründer wollten sich aber nicht durch den Namen binden lassen, sondern sorgten mit dem Namen „Jodlerklub Olten“ für eine klare Etikettierung, die selbst nach 100 Jahren noch Bestand hat. Auch das Ziel war klar, hiess es doch „die Pflege und die Förderung des alten, urchigen Volksgesangs“. Die im ersten Protokoll festgehaltenen Beschlüsse betrafen vor allem die Finanzen. Jedes Aktivmitglied hatte einen monatlichen Beitrag von fünfzig Rappen zu entrichten. Gönner- und Passivmitglied mussten einen Jahresbeitrag von wenigstens vier Franken bezahlen. Dies mit der Absicht, langsam „Betriebskapital“ zu äufnen.
Erstmals im Ausland
Am 13. Mai 1921 reiste der Jodlerklub Olten nach Wien und erfreute den Schweizerverein in Wien mit einem bodenständigen Jodlerkonzert. Der damalige Präsident, Werner Hofer, schrieb in seiner Chronik „25 Jahre Jodlerklub Olten“: „Für uns waren es fünf Tage Erleben und Erholung. Es war damals noch das alte, liebe Wien mit seinem Prater, Schloss Schönbrunn, seinen fröhlichen Mädels.…..u.a.m., die den Jüngeren den Abschied schwer machten.“ Die 29 Stunden dauernde Fahrt nach Wien kostete damals ab Buchs(SG) elf Franken.
Kaum zurück gingen die Jodler mit grossem Elan an die Vorarbeiten für das Waldfest im Hardwald. Nachmittags und abends fanden grosse Jodlerkonzerte und Freilichtaufführungen statt. Der Hardwald mochte die Besucher kaum zu fassen. Das war für die Jodler Aufmunterung zu neuem Schaffen.
Kaum drei Jahre nach der Gründung waren bereits schon die „Batzen“ beieinander für die Anschaffung von „Bärner Chüejerchutteli“. Dies auch dank grosszügigen Spenden der Passivmitglieder, deren Bestand schon rund 140 betrug.
Turbulenzen
Dem anfänglich regen Vereinsleben folgten bald einmal Tiefschläge. Der Beitritt zum Eidgenössischen Jodlerverband 1922 hielt nur gerade knapp zwei Jahre. Die Jodler fühlten sich noch nicht „auf eidgenössischer Höhe“. Zudem schrumpfte der Klub leider unter das für den Chorklang notwendige Minimum in den einzelnen Stimmen. Dies wurde verursacht durch unregelmässige Dienstzeiten bei den SBB, wo drei Mitglieder Beschäftigung gefunden hatten.
Zudem zogen 2 Vorstandsmitglieder aus Olten weg. So musste nach nur sechsjährigem Bestehen der Gesangsbetrieb eingestellt werden.
Neuanfang
Es war der Gründer, Oskar Nussbaumer, der zusammen mit Otto Fricker im Jahr 1926 den Joderklub wieder zu neuem Leben erweckte. Das Schwergewicht in den kommenden Jahren lag bei der Gestaltung der Gesangsübungen, der sorgfältigen Auswahl der Jodellieder und dem inneren Ausbau des Klubs. Am 19. Juli 1932 erfolgte der Beitritt zum Eidgenössischen Jodlerverband. Nur ein Jahr später, am Eidgenössischen Jodlerfest in Interlaken, erklang der Jodlerklub Olten erstmals an einem eidgenössischen Wettkampf und platzierte sich in der zweiten Klasse auf Anhieb auf dem hervorragenden zweiten Platz. Dokumente deuten darauf hin, dass der Jodlerklub Olten seit der Gründung des Nordwestschweizerischen Jodlerverbandes im Jahr 1935 dessen Mitglied ist. Die erste Delegiertenversammlung des neu gegründeten Unterverbandes fand am 16. Februar 1936 im Hotel Schweizerhof in Olten statt. Anlässlich der Versammlung wurde der Oltner Ernst Hug als Rechnungsrevisor gewählt. In den Jahren 1946 bis 1949 präsidierte Ernst Hug den Nordwestschweizerischen Jodlerverband.
Der Jodlerklub Olten entwickelte eine rege Vereinstätigkeit und wirkte an unzähligen Anlässen mit. Besonders beliebt waren jeweils die Konzerte im Sanatorium Allerheiligenberg, im Bürger- und Altersheim Olten sowie die Promenadenkonzerte wie auch die alljährlichen Heimatabende, zuerst im Hotel Olten-Hammer, später im Hotel Schweizerhof und zuletzt im städtischen Konzert- und Theatersaal Olten. Ein besonderes Unternehmen war die Reise nach Antibes (1936) mit Empfängen in Menton und dem Fürstenhaus von Monaco sowie nach Mailand (1938).
Durch den Ausbruch des zweiten Weltkrieges im September 1939 und die Aktivdienstleistung verschiedener Mitglieder wurde der Gesangsbetrieb im Klub in Mitleidenschaft gezogen. Die beliebten Heimatabende konnten nicht im gewohnten Rahmen durchgeführt werden, denn die Räume des Konzertsaals waren während des Krieges durch die Feldpost belegt. Im Jahre 1942 war dem Jodlerklub Olten die Organisation des 3. Nordwestschweizerischen Jodlertages übertragen worden. Dank freundschaftlicher Beziehung zum Trachtenverein Olten wurde der Jodlertag zusammen mit dem Kantonalen Trachtentag erfolgreich durchgeführt.
Mit Elan in die Zukunft
1945, nach dem Ende des 2. Weltkrieges, konnte der Jodlerklub Olten, den durch die Ungunst der Zeit lange in Mitleidenschaft gezogene Gesangsbetrieb wieder ungestört weiter führen. Dabei wurde auch das freundschaftliche Zusammenwirken mit „artverwandten“ Vereinen gepflegt. So haben der Schwingklub Olten und der Jodlerklub Olten 1946 erstmals zusammen den Engelbergschwinget durchgeführt. Daraus wurden später der Kleinholzschwinget und der Schützenmattschwinget.
Noch im ersten Halbjahrhundert seines Bestehens erhielt der Jodlerklub Olten den ehrenvollen Auftrag, das Eidgenössische Jodlerfest 1958 durchzuführen. Als OK-Präsident stellte sich Stadtammann Dr. Hans Derendinger zur Verfügung. Viele bereitwillige Helferinnen und Helfer haben diesem Grossanlass zu einem tollen Erfolg verholfen. Als Anlass zum 50. Klubjubiläum schrieb P. Müller-Egger für den Jodlerklub Olten eigens das Jodellied „Olten“. Anlässlich der würdigen Jubiläumsfeier am 25. Mai 1968 erfolgte die Uraufführung.
Aktivmitglieder im August 1967
Stehend von links nach rechts: Walter Gerber, Rudolf Balz, Fritz Fankhauser, Max Christ, Anton Jacomet, Fritz Hofer, Hermann Lerch, Arthur von Felten, Robert Dubach
Sitzend von links nach rechts: Bruno Egger, Jules Nünlist, Albert Stilli, Josef Späni, Robert Schmid, Hugo Ulrich, Willi Husy, Max Lecsko
Tonträger
1977 wagte man sich gemeinsam mit der Froburger Blaskapelle an die Erstellung einer Schallplatte und einer Tonbandkassette. Beide Tonträger hatten gebührend Absatz gefunden. Im Jahr 1980 organisierte der Jodlerklub Olten zusammen mit dem Jodlerklub „Säli“ und dem gemischten Heimatchörli das Nordwestschweizerische Jodlerfest, das bei der Bevölkerung grossen Anklang gefunden fand.
Neue Tracht
1985 hatte der damalige Präsident Albin Peter die Initiative zur Beschaffung einer neuen Tracht ergriffen. Innerhalb von nur neun Monaten gelang es dem Patronatskomitee, die Finanzierung im Betrag von rund Fr. 30'000.-- sicherzustellen. So konnte der Jodlerklub Olten anlässlich des Heimatabends vom 8. November 1986 ihre neue Solothurner Männertracht, hergestellt bei der Kleider Frey AG, Wangen, einweihen und dem Publikum präsentieren.
Kurz vor dem 75jährigen Jubiläum, nämlich am 15./16. August 1992 gehörte der Jodlerklub Olten dem Trägerverein zur Organisation des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Olten an. Der in allen Teilen sehr gut gelungene Grossanlass ist vielen Jodlerinnen und Jodler noch heute in bester Erinnerung. Am 6. November 1993 feierten die Jodlerinnen und Jodler im Stadttheater und Konzertsaal Olten ihren 75 Geburtstag im Rahmen eines Jubiläums-Heimat-Abends.
Sturm und Drang
Die letzten 25 Jahre waren geprägt durch grosse Veränderungen. Der Jodlerklub erfreute zwar nach wie vor viele Leute am verschiedenen Anlässen mit ihrem Gesang, musste aber klar erkennen, dass das Interesse der Stadt-Bevölkerung nachliess. So fand 2004 der letzte Lottomatch im Hotel Emmental in Olten statt. Der Jodlerabend musste infolge Zuschauerrückgang und steigenden Mietkosten vom Konzertsaal in den Josefsaal der Martins Kirche verlegt werden. Die erfolgreiche Premiere erfolgte dort am 4. Oktober 2014. Um die Klubkasse im Lot zu halten wurde am 3.6.2012 im Josefsaal der Martinskirche, nach dem vom Jodlerklub umrahmten Gottesdienst, erstmals das Jodler-Risottoessen durchgeführt. Dies war ein voller Erfolg und ist zwischenzeitlich zu einem traditionellen Anlass herangewachsen. Zudem wurde 2013 für Aktivmitglieder ein Jahresbeitrag eingeführt. Auch die Miete für das Probelokal in der Oltner Kantonsschule wurde eine zu grosse Bürde, was ein Wechsel nach Wangen in den Saal der reformierten Kirche zur Folge hatte. Ein Wechsel, der sich letztendlich auch lohnte, sind doch seither drei Neumitglieder aus Wangen beigetreten. Eine grosse Herausforderung war auch die schwindende Mitgliederzahl. Die Klubführung fand aber auch in dieser Beziehung eine Lösung und arbeitete erfolgreich mit dem Jodlerklub Homburg aus Läufelfingen zusammen. Was mit gemeinsamen Proben begann, endete 2010 mit dem Eintritt von fünf Jodlerkollegen aus Läufelfingen in den Jodlerklub Olten. Schade, dass eine derartige Zusammenarbeit mit dem in der Zwischenzeit aufgelösten Jodlerklub Säli (gegründet 1935) und dem gemischten Heimatchörli Olten (gegründet 1943), trotz grossen Bemühungen vom Jodlerklub Olten, nicht zustande kam.
100 Jahre aber nimmermüde
Während dieser herausfordernden Vereinsphase war es sehr wichtig, dass der Jodlerklub Olten über eine stabile Führung verfügte, dies sowohl aus administrativer wie auch musikalischer Sicht. So führte Johann Gäumann das Klubschiff als Präsident während 19 Jahren ruhig und umsichtig durch alle Stürme. Er konnte dabei mit Margrit Roth auf eine ausgewiesene Dirigentin zählen, die 20 Jahre die musikalische Leitung innehatte sowie auf Reimund Uebelhart, der 23 Jahre lang als Kassier amtete. An der denkwürdigen Generalversammlung vom 12. Februar 2016 wurden die drei Persönlichkeiten würdig verabschiedet. Johann Gäumann wurde dabei in den Stand des Ehrenpräsidenten gehoben. Die neu gewählte Dirigentin Ursula Oegerli übernahm damals spontan die verantwortungsvolle Aufgabe, mit dem Jodlerklub 2016 das Nordwestschweizerische Jodlerfest in Rothrist zu besuchen. Dies mit dem Ziel, nach dem Auslassen zweier Eidgenössischen, in Brig wieder aktiv mitzuwirken.